Monfalcone

In Monfalcone gehen die Uhren anders als in Horb, manches dauert etwas länger als wir denken. "Hier ist’s so anders als daheim", um es mit dem Text aus  einem Lied der Musikgruppe STS auszudrücken. Zuhause machten wir Pläne und wir hatten uns als Starttermin den Freitag vor Pfingsten gesetzt. Aber es kommt alles ganz anders. Um den restlichen Hausrat aus Jochens Garage aufs Schiff zu holen, fahren wir nach einer  Woche noch mal nach Horb. Auf dieser 2. Fahrt streikt der Motor vom Auto und muss in der Werkstatt repariert werden. Dank dem ADAC geht es mit dem Leihwagen wieder nach Monfalcone zurück. Natürlich müssen wir diesen eine Woche später auch wieder zurückbringen, also noch mal nach Horb fahren und das eigene Auto holen.

 

Mittlerweile ist es Sonntag 8. Mai 2005, wir holen Jochen und Yvonne in Venedig vom Flughafen ab. Sie wollen ein paar Tage Urlaub machen, uns verabschieden und unser Auto mit nach Hause nehmen. Sie bringen unsere Post mit, es gibt noch einiges zu besprechen. Wir bunkern Lebensmittel und Getränke ein und sortieren schon die ersten  Sachen aus, die Jochen wieder mit nach Hause nehmen soll. Jochen montiert den neuen Holzkohlegrill, Renates Geburtstagsgeschenk von den Trolis, und wir genießen das erste Grillfest an Bord.

Aber startklar sind wir keineswegs.

 

Yvonne, Helmut und Jochen

 

Dennoch, die Nuku'alofa ist seit dem 22.04.05 unser neues Zuhause. Bildlich gesprochen geht das wie folgt, wir ziehen mit dem ganzen reduzierten Hausrat in ein kleines, etwas älteres Haus um und schon geht die Arbeit los, weil wir es ja schön haben wollen. Mit jeder "Baustelle" die wir anfangen, reißen wir auch gleich eine neue dazu auf. Beim Einpassen der neuen Arbeitsplatte in der Pantry passen natürlich die mitgebrachten Anschlüsse für die Spüle nicht, außerdem ist der Ablaufschlauch durchs ein- und ausbauen geknickt und nicht mehr dicht, also einen neuen kaufen, d. h. aufs Fahrrad schwingen und 3 km zum nächsten Baumarkt fahren um das neue Material zu beschaffen.

 

Die Fahrräder haben uns Charly aus München (Charlys-Segelreisen.de) und Georg von der Georgia II, 2 Vercharter, während ihrer Abwesenheit dankenswerter Weise zur Verfügung gestellt. Was zuhause in einem halben Tag erledigt ist, dauert hier mindestens die doppelte bis dreifache Zeit. Zu den kleineren Renovierungen zählt auch das „tapezieren“ der Achterkoje. Mit speziellem Stoff und Kleber von Gisa-Tex in Tübingen sind jetzt Decke und Seitenwände frisch bezogen. Das hat 3 Tage in Anspruch genommen, da alles abgeschraubt und anschließend wieder befestigt werden muss. Die neu lackierten Pumpen der Bordtoiletten hätten eigentlich bloß neu abgedichtet und wieder festgeschraubt werden müssen. Doch von wegen, eine Schraube ist nicht mehr auffindbar und ist, trotz Hilfe von Peter von der „rupe“, der perfekt italienisch spricht, nicht mehr zu beschaffen.

 

Die neue Küchenabdeckung ist fast fertig

 

Helmut und er kommen also mit einer neuen Toilette, natürlich im Preis runtergehandelt, zurück. Einbauen kein Problem, hätten wir nicht auch noch einen neuen Abwasserschlauch besorgen müssen, den Borddurchlass und das Seewasserventil mit austauschen müssen. Jetzt ist der Haushalt wieder einsatzfähig, doch weit gefehlt, der Wasserhahn im vorderen Waschraum  lässt sich nicht mehr schließen, also ausbauen, dabei muss Helmut (Installateur, Schlosser, Schreiner, Elektriker usw.) aber auch das Abwasserrohr entfernen. Das gleiche Spiel wie bei der Toilette, der Borddurchlass und das Ventil muss erneuert werden.

 

Wie gesagt, alles nur eine Kleinigkeit und eine Sache von 5 Minuten. Dienstag nach Pfingsten besuchen uns während ihrer Urlaubsreise durch Norditalien Michael und Katrin. Sie bringen 15 kg Roggen- und sonstige Brotbackmischungen mit. Die gibt es in den südeuropäischen Läden nicht. Wir bunkern noch mal italienische Lebensmittel und Getränke ein. Die beiden wollen uns verabschieden, aber…..  

 

Katrin und Michael besuchen uns in Monfalcone

Das Teakdeck wird und wird nicht fertig. Immer wieder einsetzendes Regenwetter, von uns natürlich nicht beeinflussbar, wirft alle Zeitplanung über den Haufen. Hajo braucht mindestens 5 Tage regenfreies Wetter um den Rest des Teakdecks noch fertig stellen zu können. Am Freitag 28.05. ist auch das dann geschafft.

 

 

Teak-Man Hajo beim Einsetzen der letzten Teakleisten

 

Wir haben nur eingeschränkte Möglichkeiten Mails abzusetzen und zu beantworten. Die Möglichkeit E-Mails über Kurzwellen-Funk zu schreiben funktioniert an Land ohne das Medium Wasser nur sehr eingeschränkt, auf gut Deutsch, gar nicht, auch unsere Homepage können wir nicht auf dem neuesten Stand halten. E-Mails abrufen und senden ist also nur im Internet-Cafe möglich und das ist 5 km entfernt in der Innenstadt von Monfalcone. Meistens sind die PCs belegt, da in Monfalcone sehr viele Gastarbeiter aus Bangladesch auf den Werften arbeiten und dadurch der Bedarf an Internetzugängen sehr groß ist. Mit  Peter’s Hilfe können wir bei Vodafone einen GPRS-Vertrag fürs Handy für 20 Std. Internet-Nutzung innerhalb eines Monats machen. Jetzt kann Helmut eben mal schnell ins Internet, wir rufen unsere Mails ab und machen Net-Banking von Bord, was für ein Komfort. Das neue Motherboard für den Bord PC kommt per UPS auch noch rechtzeitig an und Helmut kann’s nicht erwarten, es zu installieren. Doch, wie könnt es anders sein, ein Transistor brennt durch. Telefonate mit dem Lieferanten in Berlin, den ganzen Kram wieder einpacken, aufs Fahrrad und zur 5 km entfernten Post nach Monfalcone bringen und auf Ersatz warten. Nach 2 Wochen ist der Ersatz da, den wir aber per Vorauskasse noch mal zahlen müssen, da der Garantiefall erst durch den Hersteller geprüft werden muss und das kann dauern. Helmut lässt alles stehen und liegen und prüft gleich, ob das Motherboard funktioniert.

Unsere kleinen Renovierungen sind soweit ausgeartet, dass wir den Rumpf des Schiffes komplett neu mit AWL-Grip (mit der Rolle) lackiert haben, was ca. 3 Wochen in Anspruch genommen hat und mit dem Fitnessstudio gleichzusetzen ist. Rauf aufs Baugerüst Schiff abschleifen, wieder runter, weiterschieben, wieder rauf und weiterschleifen usw. 2 mal grundieren mit Primer, 2 mal lackieren, jeweils dazwischen anschleifen und den Schleifstaub wieder abwaschen, dann noch abkleben mit Band um die blauen Streifen zu lackieren.

 

 

Schleifen

Grundieren

Lackieren

Anschleifen des alten Lackes, eine Drecksarbeit

 

Wie auf dem Bild zu sehen ist hat man extra für uns den Platz gesperrt, damit wir keinen Staub aufs frisch lackierte Gelcoat bekommen.

 

Das ist natürlich ein Späßle, dieser Teil der Marina wurde mit einem Festakt feierlich eingeweiht und deswegen die Absperrung.

 

 

 

 

Auf die Frage: Ach, hast Du aufgehört zu arbeiten? Antworte ich jetzt immer so: Ja ich habe aufgehört gegen Bezahlung zu arbeiten oder wie in dem Lied von Freddy Quinn: Schön, so schön war die Zeit..... harte Arbeit, karger Lohn.....

 

Wir gönnen uns 2 Tage Pause, Gerlinde und Herbert kommen uns besuchen, da sie gerade in Padua Urlaub machen. Aber die ganze Lackiererei muss natürlich am Decksaufbau auch noch durchgeführt werden. Aber dafür fehlt noch eine Dose Primer. Zum Glück sind wir in der Marina Hannibal in Monfalcone, die wir als Werft und als Winterlager nur weiterempfehlen können, da wirklich fast alles, was man braucht, beschafft werden kann, die Ersatzteile und Arbeitsmittel günstig und alle sehr hilfsbereit und freundlich sind. Die Dose Awl-Grip Primer kommt vom Händler in Mailand nach 7 Tagen.

…und wieder ist 1 Woche vorbei. Eigentlich hätte Mauro, der Motorspezialist, schon längst den Motor durchchecken  sollen, aber der Kerl kommt nicht her. So ist das eben mit den gefragten Spezialisten und er ist schon ein Könner in seinem Bereich. Dann endlich 21.06. Dienstagnachmittag, baut er die ersten Teile aus und wird bis Donnerstagnachmittag nicht mehr gesehen. Am Abend findet er dann aber kein Ende bis der Motor um 22.00 Uhr rundläuft. Also Freitag noch für Ölwechsel und Filterwechsel, wir könnten… Freitag kranen, aber das ist eine unsichere Sache, wer weiß, ob Mauro wirklich kommt. So ist wieder eine Woche vorbei.

 

Samstag 25.06.05, 11.00 Uhr die Nuku’alofa hängt im Kran und es geht nun endlich ins Wasser. Die neu eingebauten Ventile sind dicht. Schnell noch das Ventil vom Watermaker schließen und die Gurte könnten gelöst werden. Aber halt, der Motor sollte auch vorher gestartet werden. Vorglühen, Schlüssel drehen und … er springt nicht an. Der Motor zieht Luft und Mauro, der Motorspezialist ist nirgends zu finden. Also muss Helmut in seiner Eigenschaft als Bordmechaniker wieder selbst Hand anlegen und die tags zuvor mühsam gereinigte Bilge bekommt natürlich wieder etwas Diesel ab. Klar bekommt Helmut den Motor zum Laufen und der Liegeplatz am Steg ist schnell erreicht. Montag gehen wir aber endgültig los, so die Parole, weil wir die Rechnung der Werft erst am Montag bekommen können.

Montag 27.6.05 heut soll’s losgehen. Noch mal mit Peter zum Lidl fahren, Getränke einbunkern, schnell noch das GPRS wieder richtig installieren und bei ein paar Programmen ein Update machen. Den Rest des Tages verbringen Peter und Helmut mit einer Computerinstallation. Damit es Renate nicht langweilig wird, schneidet sie noch den Teppichboden, der an den schrägen Stellen am Schiffsboden verklebt werden soll, zu. Die Firma hebu autocomfort in Empfingen hat uns einen hervorragend geeigneten Teppichboden, dura-care, beschafft. Er ist stark strapazierbar, fleck- und geruchsabweisend und abwaschbar und passt natürlich einwandfrei.

…mit dem Start wird es heute wohl nichts mehr, aber Dienstag geht’s endgültig los…

Dienstag 28.06.05 7.00 Uhr Frühstück, alles gut verstauen, noch mal mit dem Fahrrad nach Monfalcone zum Malergeschäft und die Mohairrollen umtauschen, die wir zum streichen der Innenseite der Plicht noch brauchen werden, Brot kaufen, Fahrräder an die verabredeten Stellen bringen und absperren, von Heinz und Hedi aus der Schweiz verabschieden, die geänderte Rechnung vom Office holen und einen Cremant als Dankeschön mitnehmen.

 

 

Hajo und Neva kommen um 12.00 Uhr zum winken und dann: „der gebremste Start“.

Der Motor zieht immer noch Luft und springt nicht an. Mauro ist bis 14.00 Uhr zu Tisch, will aber dann gleich kommen zum Überprüfen. Pünktlich ist er da, man stellt bei dieser Gelegenheit fest, dass die Wasserpumpe nicht richtig abgedichtet ist, alle Schrauben werden nachgezogen, der Motor entlüftet und dann läuft er.

 

Dankend lehnen wir Peters Angebot, uns ein Abendessen zu spendieren, ab. Wir fahren um 16.00 Uhr raus aus der Marina und nehmen Kurs auf die Südbucht von Piran.

 

Seit Mitte Juli sind wir telefonisch über unsere italienische Prepaid-Karte erreichbar. Die Nummer lautet: 0039 3498995083.